Sie gibt ihm eine große Chance, aber diese Chance ist zugleich eine tödliche Gefahr. Doch keiner ist in der Lage, ein Heilmittel zu finden. So bauten die Acharai den Filigranpalast und leiteten ihren Tränenstrom so um, dass er den Tränensee Murhu bildete, auf dem der Silberpalast schwamm, in dem Aquil und Muqua nun wohnten. Es handelt sich da um eine Gegend, in der sich sozusagen zwei verschiedene Reservate überlappen, nämlich das jener eben schon beschriebenen ‚unberührbaren‘ Literatur mit dem der phantastischen Literatur, die ja zwar ganz generell als eskapistisch und daher wertlos gilt, die aber doch immerhin als Kuriosum zur Kenntnis genommen wird, sofern sei sich nur erwartungsgemäß geisteskrank, schockierend oder doch wenigstens obszön gebärdet. [16], Atréju klingt wie das altgriechische atreus, das „furchtlos“ bedeutet, wobei Furchtlosigkeit eine von Atréjus herausragenden Eigenschaften ist. Fast zu spät wird er schließlich feststellen, dass er dadurch auch seinen Charakter und seine Beziehung zur Realität verliert. Deswegen habe ich versucht, dort anzuknüpfen, weil ich mich durchaus als deutscher Autor verstehe und weil ich der Überzeugung bin, dass diese Stimme, die eben typisch deutsch ist, nicht im Konzert der Nationen untergehen sollte.“[92], Wie schon in Momo, das er dem Thema Zeitverlust widmete, aktualisiert Michael Ende in der Unendlichen Geschichte einen Programmpunkt romantischer Kritik an der Aufklärung. „Ich weiß, was du meinst, aber sprich es nicht aus.“ Sie beschließen, Bastian zu helfen, nötigenfalls auch gegen den Willen der Kindlichen Kaiserin oder auch seinen eigenen. (Buchstabe A): Phantásien in Not, Kapitel II (Buchstabe B): Atréjus Berufung, Kapitel III (Buchstabe C): Die Uralte Morla, Kapitel IV (Buchstabe D): Ygramul, die Viele, Kapitel VI (Buchstabe F): Die drei magischen Tore, Kapitel VII (Buchstabe G): Die Stimme der Stille, Kapitel VIII (Buchstabe H): Im Gelichterland, Kapitel X (Buchstabe J): Der Flug zum Elfenbeinturm, Kapitel XI (Buchstabe K): Die Kindliche Kaiserin, Kapitel XII (Buchstabe L): Der Alte vom Wandernden Berge, Kapitel XIII bis Mitte XXVI (M–Z): Ereignisse während der Verschmelzung, Kapitel XIII (Buchstabe M): Perelin, der Nachtwald, Kapitel XIV (Buchstabe N): Goab, die Wüste der Farben, Kapitel XV (Buchstabe O): Graógramán, der bunte Tod, Kapitel XVI (Buchstabe P): Die Silberstadt Amargánth, Kapitel XVII (Buchstabe Q): Ein Drache für Held Hynreck, Kapitel XIX (Buchstabe S): Die Weggenossen, Kapitel XX (Buchstabe T): Die sehende Hand, Kapitel XXI (Buchstabe U): Das Sternenkloster, Kapitel XXII (Buchstabe V): Die Schlacht um den Elfenbeinturm, Kapitel XXIII (Buchstabe W): Die Alte-Kaiser-Stadt, Kapitel XXV (Buchstabe Y): Das Bergwerk der Bilder, Kapitel XXVI erste Hälfte (Buchstabe Z): Die Wasser des Lebens, Kapitel XXVI, zweite Hälfte (Z): Ereignisse nach der Verschmelzung, Einleitung; Kapitel I bis XII (A – L): Ereignisse vor der Verschmelzung, Phantastische Literatur als Ausdruck einer neuen Ethik, Phantasie und Schöpfungskraft – Bedeutung der Phantasie für Michael Ende, Herrscherin Phantásiens: Die Kindliche Kaiserin, Eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll, Bastians Entwicklungs- und Reifungsprozess, Fernöstliche Einflüsse am Beispiel der vier Ling, Die Stimme der Stille – Naturpoesie als Rettung Phantásiens. Die einzige, die ihn erkennt, ist die Mauleselin Jicha. Tächl: Phantasie/Kultur/Politik. Wofür wir keine Namen und Worte haben, das kommt in unserem Bewusstsein nicht vor. [57], Das „neuromantische“ Bewusstsein und das Verlangen nach dem Märchenhaften in der Literatur wurde in den siebziger Jahren unter dem Begriff des New Age zusammengefasst. Soll so nicht alle Kunst sein: Offenbarung, Manifestation des Lebens, nicht allein dessen Abbildung? Dort, wo die Bastians Geschichte für den Leser begonnen hat, endet sie auch wieder. Denn auch sie sollen nach Phantásien kommen, sollen lernen, ihre Phantasie zu nutzen und mit ihrer Hilfe beide Welten gesund zu machen. – Wo kommst du her? ): Die deutsche Literatur in Text und Darstellung, Romantik I., S. 277. Die Sümpfe könnten ein Metapher für Depressionen und Todessehnsucht darstellen.[93]. Trotz Koreanders abweisender Haltung kommt es zu einem Dialog zwischen dem Buchhändler und seinem jungen Gast. Genau wie Atréju kommt Bastian nicht zum Ziel, solange er sich für den einfachen Weg entscheidet: solange er die Flucht in seine Phantasien für den Ausweg hält. Kreuzer: Doch noch immer ist Bastian mit sich nicht zufrieden. Noch ist es eine versöhnliche Wut; Bastian malt sich aus, wie er dem Freund vergibt, wenn dieser letztlich zu ihm kommt. Bald schon stellt Bastian fest, dass er zwar seine alte Gestalt zurückerhalten, doch bei weitem nicht alle Gaben verloren hat, die ihm in Phantásien zuteilwurden. [16], „Seltsame Signifikanz meines Lebens: Was ich auch anstelle, immer hustet in meinem Haus, in meiner Wohnung, in meinem Nebenzimmer ein Greis oder eine Greisin auf genussvoll-ausführlich-unappetitliche Weise. Atréju trägt außerdem Züge des mittelalterlichen Parzival, und wie dieser muss er sich auf eine „Große Suche“, also eine Quest bzw. Die Zweisiedler, deren Name bereits an den Einsiedler von Novalis erinnert, und die Parallelen zu Philemon und Baucis aufweisen, dem alten, gastfreundlichen Paar aus der griechischen Sage, verkörpern zwei Arten von Wissen, die früher dem männlichen bzw. [125], Damit enden scheinbar die Gemeinsamkeiten zwischen Bastian und Atréju, der in allem Bastians genaues Gegenteil zu sein scheint. [29] Er verkennt dabei jedoch, dass die Kindliche Kaiserin in der Tradition dualistisch geprägter asiatischer Glaubenssysteme steht und sich eine Auslegung im Sinne des durch den Monismus determinierten Christentums somit verbietet. Nachdem er durch das Zauber Spiegel Tor getreten ist, ist jede Erinnerung an sich selbst, sein bisheriges Leben, seine Ziele und Absichten verloren. Dort gibt es eben die Hexe, den Königssohn, den Drachen und das Zauberschwert – und wird sie immer geben. Ein Ich, das so funktioniert, wie es die Ganzheit, das Selbst, erfordert. und XXV. Auch die Odyssee, würde sie heute geschrieben, würde als Kinderbuch verkauft werden. So wie Ende gegenüber allen Ideologien tiefes Misstrauen hegte, war ihm auch die Vorstellung, die Gesellschaft erzeuge das Bewusstsein, zutiefst suspekt. Jetzt kommt das Entscheidende, denn jetzt wird der nächste Schritt getan: Der Leser, der über den Leser liest, der zum Gelesenen wird, wird in das Spiel einbezogen: Die Heilung erfolgt, in Analogie zum Märchen von Hyazinth und Rosenblüthe, durch Rückgriff auf das Kindliche. Die schöpferische Kraft des Namensgebens ist letztlich auch die des Schriftstellers, der die Ausgeburten seiner Phantasie benennt und sie so wirklich macht, denn er setzt sich dadurch in Beziehung zu ihnen. Die Illustration des letzten Buchstaben, des „Z“, lässt erkennen, dass dort wieder zurück auf das „A“ verwiesen wird. Eine „singende Stimme, sehr schön und glockenrein und hoch wie die eines Kindes“ hebt zu einem Klagelied an. Die Phantasie nimmt als „produktive Einbildungskraft“ innerhalb des kulturrevolutionären Programms der „Poetisierung des Lebens“, das u. a. den Übergang der Kunst ins Leben fordert, eine beherrschende Funktion ein. Dies ist alles, was von Phantásien übrig geblieben ist, das in diesem Augenblick neu zu entstehen beginnt. Das Nichts steht außerdem für einen selbstsüchtigen, monomanen Willen zur Macht, der alles einzig und allein in Bezug auf das menschliche Ich gelten lässt und nichts als in sich selbst wertvoll erkennt. Die Begegnung mit der Anima bereitet gewöhnlich einen weiteren Archetypus vor, den des weisen Zauberers. Ihr Haar ist feuerrot und zu einer merkwürdigen Frisur aus Flechten und Zöpfen aufgetürmt. Auch in diesem Punkt unterscheidet sich Atréju scheinbar von Bastian. Es kommt zur Schlacht um den Elfenbeinturm, in deren Verlauf viele Phantásier auf beiden Seiten sterben, darunter Illuán, der versucht, den Gürtel Gémmal für Bastian zu retten. Dazu müsse er von einem Wunsch zum nächsten gehen. So antwortet Atréju an seiner Stelle. der Kindlichen Kaiserin ereilte. Er denkt an den Apfelstrudel von Fräulein Anna, der Haushälterin seines Vaters. Die unendliche Geschichte reflektiert so über ihre Entstehungsgeschichte und über mögliche Fortsetzungen. Die Bildsprache des Märchens sei mit Traumbildern zu vergleichen, denen nach der Jungschen Tiefenpsychologie der „komplementär-kompensatorische Charakter des Unbewussten“ innewohnt. Jeder von den dreien hielt seine Realität für endgültig und richtig. Und so ist das, was viele Schriftsteller, nicht viele, aber doch einige Schriftsteller und Künstler versuchen, nämlich einfach etwas zu schaffen, was dann da ist und was gemeinsamer Besitz der Menschheit werden kann – einfach, weil es gut ist, dass es da ist.“[87]. Als Hyazinth aufbricht, lässt Novalis ihn sagen: „Die alte wunderliche Frau im Walde hat mir erzählt, wie ich gesund werden müsste, das Buch hat sie ins Feuer geworfen.“[171]. Caíron findet seine Entsprechung in der griechischen Mythologie. Diesen Spielcharakter will ich unbedingt beibehalten.“[30], Das Buch hat 26 Kapitel, jedes davon beginnt in alphabetischer Reihenfolge von „A“ bis „Z“ mit einer großen, reichhaltig verzierten Initiale. sozusagen immer ganz von selbst eingestellt, ohne meine Absicht. Er weint mit seinem Phantasie-Gefährten, als dessen Pferd Artax in den Sümpfen der Traurigkeit versinkt. Die unendliche Geschichte erweist sich somit als seine eigene Geschichte. Der Spiegel im Spiegel (1983) | Sie bestehen darin, die Bindung an seine eigene Welt nicht zu verlieren, und sie erwachsen aus der Verantwortung, die Bastian für seine Handlungen trägt, welche in der Ausübung von Macht bestehen. Durch seine Struktur als „Buch im Buch“ erfüllt Die unendliche Geschichte diese Funktion gleich auf doppelte Weise. Eine unendliche Geschichte hat schließlich kein letztes Kapitel. Nach Ende sind Vorstellungen alles, womit wir leben. Ende: Bastian glaubt deshalb, sie habe für ihn eine Ausnahme gemacht und er könne sie auch noch ein drittes Mal aufsuchen. „Glaubst du, Fuchur“, fragt Atréju, „dass es der Kindlichen Kaiserin gleichgültig ist, was aus Bastian wird?“ „Wer weiß“, antwortet Fuchur. Man könne den Alten vom Wandernden Berg nicht suchen. Viele andere hätten auf das Buch verzichtet, Bastian aber bringt es an sich. Diesen Teufelskreis kann er nur durchbrechen, indem er beginnt, an sich selbst zu glauben. In Endes poetischem Denken spielt die Absichtslosigkeit eine entscheidende Rolle. Bastian hält sich zunächst für den Leser der Geschichte, wird dann aber selbst zur gelesenen Figur, besonders für den Leser der Unendlichen Geschichte. der mich bei meinem Namen nennt. Der Genuss und die Verführung der Macht. Was entsteht, muß wieder vergehen, was geboren wird, muß sterben. In Phantásien hat alles Bedeutung. Bei mir ist das Schreiben einer Geschichte eigentlich immer ein Abenteuer, manchmal sogar ein lebensgefährliches. Im elften und zwölften Kapitel handelt die Kindliche Kaiserin zum ersten und einzigen Mal entgegen ihrem „gleichgültigen“ Wesen, indem sie zum Alten vom wandernden Berge reist und Bastian zwingt, seine Reise nach Phantásien anzutreten, bevor dieses endgültig zerstört wird. Das ist das Reich der Poesie, des Mythos, des Traums, der Kunst. Umgekehrt werden die Kindliche Kaiserin und ihre Autorität, ausgedrückt in dem magischen Amulett, von allen Phantásiern respektiert, denn die Kindliche Kaiserin ist das Herz Phantásiens, ohne das nichts in diesem Land Bestand haben könnte. Die erste Strophe schildert den Ort des Geschehens: ein Plumpsklo (siehe Titel). Um dies zu erreichen, muss nichts weiter tun, als seine eigene Einstellung zu verändern. Da liegen also überall Geheimnisse, die wir erleben, die wir kennen, die wir aber eigentlich nicht durchschauen.“ Ende widerspricht damit der Annahme der Gehirnforschung, die menschliche Persönlichkeit bestehe nur aus elektrochemischen Prozessen im Gehirn und im Nervensystem. Eurem Kind wird das ganz sicher nicht schaden, wenn es mit 12 noch keine Freundin haben durfte. Bastian wird für den Leser somit das, was Atréju für Bastian ist. Anfangs ist Bastian noch unsicher, was er sich wünschen soll. Vor diesem Hintergrund erscheint es nur konsequent, dass das erste Wesen, dem Bastian begegnet, als er seine Leseerfahrung mit der Unendlichen Geschichte, seine Reise nach Phantásien beginnt, ausgerechnet ein Irrlicht ist. Aber einen Frosch in einen Prinzen zu verwandeln, das erfordert große Kunst oder Kraft – oder Liebe.“[181], „In der unendlichen Geschichte handelt es sich um einen inneren Entwicklungsvorgang von Bastian. Als Bastian nach seiner Odyssee in die Menschenwelt zurückkehrt, glaubt er, wochen- oder sogar jahrelang abwesend gewesen zu sein, dabei ist in der Menschenwelt nur eine einzige Nacht vergangen. So gut und wichtig dies auch sei: Wenn alles nur noch erklärt werden müsse, so gehe dies auf Kosten der Phantasie. Das ist das Schwert des Erzengels.Adam bedeutet: ‚Ich gleiche.‘ Das Ich ist es, das nach dem Bilde Gottes erschaffen ist. Auch in einem anderen prominenten literarischen Text, den Ende sich zum Vorbild genommen hat, wird das Kind zum Protagonisten, der mit seiner subjektiven, rein aus dem Herzen stammenden und nicht durch Logik „verbogenen“ Wahrnehmung die Welt hinterfragt: Der kleine Prinz: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Ihm leuchte ich hundert Jahre lang Bastian bezweifelt, dass diese Aufgabe allzu schwierig ist, und verärgert den Löwen damit noch mehr. [78] Das Frankfurter Institut für Jugendbuchforschung spricht in diesem Zusammenhang von einer „gewisse(n) Unzufriedenheit mit dem literarischen Angebot der Hochkultur“. Bastian erkennt, dass Atréju damit auf das Vergessen anspielt, nicht auf Bastians Selbstverleugnung. Als Atréju im neunten Kapitel auf Gmork trifft, bezeichnet er sich ihm gegenüber als „Niemand“. Die Grenze, die zwischen Wirklichkeit und Phantasie bestand, wird aufgehoben. Ende legte großen Wert darauf, dass Xayídes Name mit „y“ geschrieben wird. Eine Problematik, die nur für die Erwachsenen bestehe. „Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt, Die Mauleselin indes gibt zu erkennen, dass sie vor allem deshalb Kinder haben möchte, um ihnen von ihrer Begegnung mit Bastian erzählen zu können, wenn sie alt geworden ist. Gespräch von Michael Ende mit Erhard Eppler und Hanne Tächl, Titel: Phantasie/Kultur/Politik. Dort erfährt er, dass beide tatsächlich planen, ihm AURYN zu stehlen, wie Xaýide es gesagt hatte. Scheint mir ein ziemlich jämmerliches Kerlchen zu sein, dieser Retter.“. Dank des sprichwörtlichen Glücks des Glücksdrachens werden Atréju und Fuchur nur kurze Zeit später von einem Gnomenpärchen gefunden, das zudem auch noch über die nötigen Kenntnisse verfügt, Ygramuls Gift zu neutralisieren. In Phantásien hat alles Bedeutung. Es heißt, er schreibe alles in sein Buch, was man denkt und fühlt, und dort stehe es als schöne oder hässliche Geschichte für immer aufgezeichnet. Doch kann er nicht vorblättern, um zu sehen, was geschehen wird. Bastians Gefolge ist inzwischen zu einem vieltausendköpfigen Heer angewachsen. [18] Atréju ist frei von Voreingenommenheit und von Vorurteilen. [93] Atréju lebt in einer Art Prärie, dem „Gräsernen Meer“; wo Winnetou eine Rothaut ist, wird Atréjus Volk „Die Grünhäute“ genannt. Daß diese Tatsache im allgemeinen nicht zugunsten der Bücher ausschlägt, wird niemand verwundern. Berger sieht Parallelen zwischen den drei Toren der Unendlichen Geschichte und den fünfzig Toren der kabbalistischen Intelligenz, die ebenfalls zur Erkenntnis führen.[29]. Es handelt sich um den Felsenbeißer Pjörnrachzarck, eine riesenhafte Lebensform, die sich von Steinen ernährt, aber auch alles lebensnotwendige aus Steinen herstellt und konsequenterweise auf einem steinernen Fahrrad unterwegs ist, den Nachtalben Wúschwusul, der auf einer Fledermaus reitet, und den Winzling Ückück mit seiner Rennschnecke. Mit Bastian reden sie kein Wort. Nach seiner Ansicht nehmen sie die Realität reiner und unverfälschter wahr, ohne sich kausallogisch verbiegen zu lassen. Doch sei dies eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden solle. Dazu muss er nach Phantásien gehen und darf erst wieder in die Menschenwelt zurückkehren, wenn er erfahren hat, dass die Grenzen zwischen beiden Welten fließend sind. Die natürliche Idylle, die in den ersten zwei Versen der zweiten Strophe beschrieben wird, steht im Kontrast zu dem vorher beschriebenen Plumpsklo, dass in den zwei Folgeversen (V7.f.) Ich weiß nicht, ob Du Dich je mit den sogenannten „Lotosblumen“ beschäftigt hast. ‚Aber das ist doch überhaupt nicht möglich.‘[107]“. Seine Mutter ist vor einiger Zeit verstorben. Damit steht Ende in der Tradition Friedrich Schillers, bei dem es heißt: „Der Mensch ist nur da […] Mensch, wo er spielt.“[178]. Übrigens ist das Einhorn ja entfernt mit der Ziege verwandt. Das andere aß er auf. Bastian erfährt, dass er niemals Kindlicher Kaiser hätte werden können. Indem er die Unendliche Geschichte liest, begleitet Bastian Atréju gleichsam auf seiner Großen Suche. Der Protagonist der Unendlichen Geschichte, Bastian Balthasar Bux, erscheint als Spiegel von Michael Endes Kunstverständnis, als das Medium, über das Ende seine Auffassung zum Leser transportiert. Folgerichtig sei die Rolle der Phantasie für die fiktive und reale Welt zentrales Thema der Unendlichen Geschichte. Alles Wesentliche trage seinen Sinn in sich selbst, auch die Kunst. Bastian bleibt zunächst unerkannt. Dieses Ewigkindliche ist ein wichtiger Teil der Poetik Michael Endes. Mit ihm, etwa auch mit dem Leser? Während der Reise verliert er die Erinnerung daran, dass es in seiner Welt unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen gab. Trotz ihrer gewaltigen Körpergröße sind Glücksdrachen so leicht wie eine Sommerbrise und brauchen daher zum Fliegen keine Flügel. „Es war kein gutes Lächeln“. Ihnen kommt somit rituelle Funktion zu. So sehr er sich nach Phantásien sehnt, ist er aber doch froh, nicht dort zu sein, weil er die Gefahren dieses Ortes scheut. Das geht nicht. Als Atréju etwas isst, verspürt auch Bastian Hunger. Der sozialistische Realismus verlangte von den Künstlern und Schriftstellern eine Hochstilisierung der Arbeiter und Arbeitskultur. Doch genau das gelingt ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da ihm exakt dieses Selbstvertrauen fehlt, das allein ihm die Fähigkeit verleiht, Dinge zum Positiven zu verändern.